„Da gab es nicht mehr viel zu diskutieren. Wir wollten einfach helfen.”
„Vermieten Sie Wohnraum – helfen Sie Flüchtlingen!“ Mit Plakaten an Berliner U-Bahn-Haltestellen warb das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) zusammen mit der Berliner Integrationsbeauftragten für Privatwohnungen für Flüchtlinge: Klaus und Lydia Riedel folgten dem Aufruf und vermieteten 30 Quadratmeter ihrer Charlottenburger Wohnung an einen jungen Afghanen.
Rohulla Moradi trinkt mit Lydia und Klaus Riedel Kaffee und isst Kuchen in der Wohnküche. Der afghanische Flüchtling lebt seit Anfang des Jahres bei dem Berliner Ehepaar. (c) Harms/Franquesa 2015
„Wir haben im Radio einen Beitrag über den knappen Wohnraum für Flüchtlinge gehört. Am Ende des Beitrags rief eine Mitarbeiterin des EJF Berliner dazu auf, freie Wohnungen und Mitwohngelegenheiten zur Verfügung zu stellen. Da gab es bei uns nicht mehr viel zu diskutieren. Nach dem Auszug unserer Kinder standen zwei Räume die meiste Zeit leer. Das war für uns angesichts des Wohnungsmangels nicht mehr zu rechtfertigen. Also haben wir einen Termin mit dem EJF gemacht und uns beraten lassen. Es war noch einiges umzubauen und herzurichten.
Eigene Räume: An seinem Türrahmen hängt eine Klimmzugstange an der Rohulla täglich trainiert. (c) Harms/Franquesa 2015
Ein paar Wochen später ist Rohulla Moradi dann bei uns eingezogen. Er stammt aus dem Norden Afghanistans, aus einer Provinz an der Grenze zu Turkmenistan, er hat nie eine Schule besucht und sprach am Anfang wenig Deutsch. Das war ein wenig schwierig, aber mit Händen und Füßen konnten wir uns auch verständigen. Die monatliche Miete übernimmt das Sozialamt. Diese zusätzliche Einnahme spenden wir an die Berliner Bürgerstiftung. Denn wir wollten einfach helfen.
Rohulla ist in seinen Räumen autark, er hat sein eigenes Bad, seine eigene Küchenzeile. kann dort kochen. Manchmal trinken wir nachmittags zusammen einen Tee. Es gibt viele Menschen, die in ihren Wohnungen noch Platz haben. Mit gutem Willen und etwas Fantasie wäre so sicher manchem Flüchtling zu helfen.“
Klaus Riedel, 78. Er hat nicht lange gezögert, als er im Radio einen Aufruf für privaten Wohnraum für Flüchtlinge hörte.