„Den Kopf in den Sand stecken und die Stadt braunen Kräften überlassen, das ist keine Option!”
Zwei kaputte Fensterscheiben brachten den Flüchtlingstreffpunkt ‚Der Winkel’ im brandenburgischen Bad Belzig in die Heute-Nachrichten: Zum wiederholten Mal seit seiner Gründung vor 16 Jahren wurde das sogenannte Infocafé vom Belziger Forum e.V. zum Ziel rechtsextremer Gewalt. Doch die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins lassen sich nicht unterkriegen: Sie öffnen das Café jeden Tag aufs Neue für die Flüchtlinge des Belziger Übergangsheimes und werben für mehr Toleranz und weniger Rassismus.
„In den vergangenen drei Jahren ist die rechte Szene in und um Bad Belzig wieder stärker geworden. Es gab ‚Nein zum Heim’-Demonstrationen und immer wieder Anschläge auf unser Café. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen! Es ist wichtig, dass wir den Neonazis Paroli bieten!
Der Landkreis ist überlastet. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Informationen. Heimleiter und Kommune wurden schon des Öfteren mit einem Bus neuankommender Flüchtlinge überrascht. Die Bürger werden nicht direkt, sondern nur über die Lokalzeitung informiert.
Es melden sich gerade Gott sei Dank viele Ehrenamtler, die den Flüchtlingen helfen wollen. Alleine könnten wir das gar nicht bewältigen. Die Flüchtlinge wollen Deutsch lernen, aber bis Ende des Jahres wird es keine vom Land finanzierten Deutschkurse geben. Also werden wir das selber organisieren.
Als Stadtverordneter bin ich gut vernetzt, das ist sehr hilfreich für unseren Verein. Ich bin eher der Organisator im Hintergrund, der dafür sorgt, dass für Veranstaltungen alles an Ort und Stelle ist. Wir planen gerade ein Solidaritätskonzert. Dazu wollen wir die Belziger Bürger und die Flüchtlinge einladen und Spenden für die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit sammeln.
Ich wurde sehr humanistisch erzogen, deshalb steht für mich immer schon der Mensch im Mittelpunkt. Wenn Menschen Hilfe brauchen, dann kriegen sie Hilfe.“
Jens Gruszka ist eigentlich Feuerwehrmann. Seit 16 Jahren engagiert er sich im Verein des Infocafés für die Flüchtlinge in Belzig und gegen Rassismus.