“Erst gab es Frust, dann Euphorie.“
Steigende Flüchtlingszahlen und volle Heime: In der Not nahm das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) in Berlin Sporthallen in Beschlag, baute eine Traglufthalle auf dem Gelände des Poststadions. Protest regte sich. Eltern und Vereine schrieben wütende Briefe. Auch im Speedminton Team der Füchse war man erst nicht sehr erfreut: Trainingszeiten für Flüchtlinge aufgeben? Das geht doch gar nicht! Dann beschlossen sie, den Flüchtlingen zu helfen.
„Als klar war, dass wir für die Flüchtlinge eine Trainingszeit verlieren gab es erst einmal Frust im Team. Es war unklar, wann die Flüchtlinge kommen, wie lange sie bleiben und was das für uns genau bedeutet. Natürlich war die Stimmung dann bei uns erst einmal verhalten. Aber dann haben wir gemeinsam beschlossen, die Situation positiv zu nutzen und in unserer eigentlichen Trainingszeit etwas mit den Flüchtlingen zu machen. Was bedeutet schon unser Training angesichts der vielen Schicksale der Geflüchteten?
Also haben wir uns als Ehrenamtliche in der Notunterkunft engagiert: Einige aus unserem Team haben in der Küche geholfen oder bei der Betreuung der Kinder. Statt zu trainieren haben sie mit syrischen Flüchtlingskindern Uno gespielt. Und dann kam uns die Idee mit dem Bingo. Das hat großen Anklang gefunden. Wir haben teilweise mit 150 Menschen Bingo gespielt. Einige kannten das Spiel schon, anderen mussten wir es mit Händen und Füßen erklären.
Man könnte meinen, dass die Flüchtlinge nach ihrer Flucht Ruhe brauchen. Aber die meisten freuen sich über Aktion. Sie wollen nicht den ganzen Tag nur rumsitzen und auf Neuigkeiten warten. Für uns war es eine tolle Gelegenheit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihre Geschichten kennenzulernen. Endlich wurde das, was man tagtäglich in den Nachrichten hört, persönlich!“
Johannes Späth, 32, vom Speedminton-Team der Berliner Füchse.