“Das größte Problem ist die Unsicherheit.”
Im Dezember 2014, genau zwei Tage vor Weihnachten, wurden 200 Flüchtlinge in einer Turnhalle in Berlin-Dahlem untergebracht. Mitglieder der dortigen evangelischen Gemeinde wollten helfen. So auch die Ärztin Pia Skarabis-Querfeldt. Sie brachte den Flüchtlingen Kleidung in ihre Notunterkunft und erkannte, dass es vor allem an einem fehlte: Medizinischer Versorgung. Zusammen mit ihrem Mann organisierte sie ein Ärzteteam, das ehrenamtlich Sprechstunden in Flüchtlingsunterkünften anbietet. Einmal die Woche behandeln Dr. Klaus Burghard und sein Team ehrenamtlich Flüchtlinge.
„Ich war einmal in der Woche für eine Sprechstunde in der Flüchtlingsunterkunft. Für Einzelfälle bin ich manchmal auch gesondert hingefahren. Am Anfang mussten mehrere Ärzte in einer Sprechstunde anwesend sein: Es kamen teilweise 60 bis 70 Flüchtlinge zu uns. Wir untersuchen die Flüchtlinge und überweisen sie dann je nach Bedarf an einen Spezialisten. Am Anfang gab es viele Erkältungskrankheiten, vor allem bei den Kindern. Viele Flüchtlinge waren von ihrem Fluchtweg sichtlich erschöpft, zeigten Anzeichen einer Depression.
Das größte Problem ist die Unsicherheit über ihren Aufenthaltsstatus, diese Ungewissheit darüber, wie lange sie hier bleiben können. Viele meiner Patienten kommen aus Syrien und Afghanistan, es kamen aber auch schon Menschen aus Vietnam und Eritrea in die Sprechstunde. Unter den Flüchtlingen gibt es meist jemanden, der gut Englisch spricht und übersetzen kann. Auch die hauptamtlichen Mitarbeiter in der Notunterkunft haben uns ebenfalls sehr unterstützt.
Ich habe die Sprechstunde in der Dahlemer Notunterkunft vier Monate bis zu ihrer Schließung betreut. Wir waren ein tolles Team! Eine Kunsthistorikerin aus unserer Gemeinde hat mich als Sprechstundenhilfe unterstützt. Wir werden uns nun weiter gemeinsam in einer anderen Unterkunft engagieren.“
Dr. Klaus Burghard